Mittwoch, 30. Mai 2012

Friedrich Schiller: Die Jungfrau von Orleans (Bernadette Rubeli 3)


 Bis zum tragischen Ende

 Ab Mitte des Stückes verläuft die Handlung rasant. Einige dramatische Entwicklungen verändern die Sachlage, die Jungfrau Johanna wird plötzlich von gar vielen Männern umgarnt und taut ihr Herz nach und nach auf. Von ihrem eigenen Vater als Lügnerin bezeichnet, lässt sie sich in aller Öffentlichkeit demütigen und schweigt zu dem Vorwurf, sie sei eine Schwindlerin und stehe im Bund mit dem Teufel. Anstatt sich zu verteidigen, verdunkelt sich der Himmel und Donnergrollen tritt ein.  Dies wird als göttliches Zeichen angesehen. Darauf wird sie vom König verstossen. Nur Johanna selbst kennt die Wahrheit – und schweigt weiterhin.

Daraufhin wendet sie sich von allen ab. Bald kommt sie in die Gefangenschaft der Engländer. Doch das Blatt wendet sich noch einmal. Die tapfere Johanna kann sich dem Feind entreissen und greift fortan wieder auf Seiten Frankreichs ins Kriegsgeschehen ein. Auf dem Schlachtfeld ist sie in ihrem Element.

Der französische König kommt spät zu einer Einsicht und spricht zu Johanna:  
 „Du bist heilig wie die Engel – Doch unser Auge war mit Nacht bedeckt.“

Wer die Legende der Jeanne d’Arc kennt, kennt auch das tragische Ende. Doch Schiller schildert den Tod Johannas anders, als allgemein bekannt. Historische Genauigkeiten weichen zugunsten von Spannung und Dramatik, was mir persönlich gut gefällt.
 Vor allem die zweite Hälfte des Stückes, in der Johanna allmählich mehr Facetten zeigt, finde ich interessant. Mir gefällt ihre Rolle als Symbolfigur, die nie so ganz greifbar ist und deren Bedeutung von einem Moment auf den anderen ändern kann.

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