Sonntag, 27. Mai 2012

Bernhard Schlink: Der Vorleser (Sarah Ruch, 2)

Der  zweite Teil der Geschichte handelt von dem Prozess gegen Hanna Schmitz, die als KZ Aufseherin tätig gewesen sein soll.

,,Nachdem Hanna die Stadt verlassen hatte, dauerte es eine Weile, bis ich aufhörte nahch ihr Ausschau zu halten. Es dauerte eine Weile, bis mein Körper sich nicht mehr nach ihrem sehnte. Das Gefühl einer Schuld, das mich in den ersten Wochen gequält hatte, verlor sich."

Hanna Schmitz hat die Stadt und damit auch Michael verlassen. Dieser wird von Schuldgefühlen und einer unvorstellbaren Sehnsucht nach ihr gequält. Ers im Gerichtssaal sieht er sie wieder. Als er während seines Jurastudiums an einem Seminar zur ,,Vergangenheitsbewältigung" teilnimmt und ihm Rahmen dessen als Beobachter und Zuhörer zu einem Prozess gegen Nazi-Verbrechen geschickt wird, trifft er auf sie. Ihr wird vorgeworfen, als KZ Aufseherin tätig gewesen zu sein und an einer Selektion mitgewirkt zu haben.

 ,, Ich erkannte sie, aber ich fühlte nichts." ... ,,Ich erschrak. Ich merkte, dass ich Hannas Haft als natürlich und richtig empfunden hatte. Nicht wegen der Anklage, der Schwere des Vorwurfs und der Stärke des Verdachts, wovon ich noch gar nichts Genaues wusste, sondern weil sie in der Zelle raus aus meiner Welt, raus aus meinem Leben war. Ich wollte sie weit weg von mir haben, so unerreichbar, dass sie die blosse Erinnerung bleiben konnte, die sie in den vergangenen Jahren für mich geworden und gewesen war."

 Im ersten Moment ist es Michael egal was mit Hanna geschehen soll, doch nach kurzer Zeit wird ihm klar, dass Hanna nicht alle der ihr vorgeworfenen Verbrechen begangen haben konnte. Sie ist Analphabetin, was ihm nach einigen Jahren klar geworden ist. DOch Hanna wird der Prozess gemacht und sie wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

 ,,Ende Juni wurde das Urteil verkündet. Hanna bekam lebenslänglich. Ich weiss nicht, ob Hanna wusste, wie sie aussah, ob sie vielleicht sogar so aussehen wollte. Sie trug ein schwarzes Kostüm und eine weisse Bluse, und der Schnitt des Kostüms und die Krawatte zur BLuse liessen sie aussehen, als trage sie eine Uniform. Ich habe die Uniform der Frauen, die für die SS arbeiteten, nie gesehen. Aber ich meinte, und alle Besucher meinten, sie vor uns zu haben, die uniform, die Frau, die in ihr für die SS arbeitete, die alles tat, wessen Hanna angeklagt war."

Als ich dieses Kapitel las, ertappte ich mich dabei, dass ich ein gewisses Mitgefühl für Hanna empfand. Die Taten deren sie beschuldigt war, waren grauenvoll das ist kein Frage. Doch war sie nicht allein  dafür verantwortlich und sie hatte auch keine Befehle schriftlich formuliert, da sie ja gar nicht scheiben konnte. Darauf baute die Anklage auf, auf einen schriftlich erteilten Befehl. Hanna hatte die Chance ihre Unschuld im Bezug auf diesen Befehl zu beweisen  als man sie aufforderte eine Schriftprobe zu geben. Doch sie weigerte sich. warum sie das getan hat habe ich nicht verstanden.

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